Donnerstag, 16. Juli 2015

Treibsand

In meiner Jugend war in Karl Mays Büchern ("Durchs wilde Kurdistan", "Der Schut", etc.) immer mal wieder vom sagenumwobenen Treibsand die Rede, in dem nicht nur unvorsichtige Weisse versunken sein sollen, sondern ganze Karawanen. Das konnte ich mir lebhaft vorstellen, aber so richtig geglaubt habe ich es nie.

Hatschi Halef und Kara Ben Nemsi im Treibsand

In der modernen 4WD-Literatur wir immer wieder vom sagenumwobenen Bulldust gerwarnt. Nicht, dass dort ganze Landcruisers versinken würden, aber der extrem feine Staub soll knietiefe Löcher eben zufüllen können, in die man dann ahnungslos hineinfährt. Das kann ich mir zwar lebhaft vorstellen, aber so richtig geglaubt habe ich es nie.

Auf der Duncan Road, die am östlichen Rand des Lake Argyle und fast genau der Staatsgrenze zwischen Westaustralien und dem Northern Territory verläuft, hatten wir ausgiebig Gelegenheit, den Bulldust kennenzulernen. Er hat die Farbe von Sand ist aber so fein wie die noch warme Asche von frisch verbranntem Holz. Setzt man seinen Fuss in 10 cm dicken Bulldust, so bietet sich dem Tritt praktisch kein Widerstand, und es entsteht eine luftige Staubwolke bis halb zum Knie.

Bulldust — oder sollte ich jetzt Treibsand schreiben? — ist allerfeinster Staub, der vom Wind verfrachtet wird und in windgeschützten Vertiefungen liegenbleibt.

Auf der Piste lag der Bulldust  meist in den Fahrgeleisen, die entstanden waren, als der Boden nass war. Er hatte einen eigenartigen, matten Schimmer, den man aber zuerst erkennen lernen muss. Fährt man mit 30 km/h in eine "Bulldust-Pfütze", ergibt sich ein spektakuläres Schauspiel.