Donnerstag, 18. Juni 2015

Pannenfreies Reisen, Teil 1

Während es in Mitteleuropa zwar ärgerlich ist und etwas Zeit und Geld kostet, wenn das Auto eine Panne hat, so kann es in extrem entlegenen Gebieten, wie das beim Reisen durch Australien — auch auf den “Highways” — oft der Fall ist, sehr viel Zeit und sehr viel Geld kosten. Es ist nicht ungewöhnlich, dass man 700 km von der nächsten grösseren Ortschaft entfernt ist, wo es Werkstätten gibt, die auch grössere Schäden reparieren können. Es kann unter Umständen es mehrere Wochen dauern, bis ein spezifisches Ersatzteil (z.B. eine Windschutzscheibe aus Europa) vor Ort eintrifft. Oder es kann viele Tausend Dollars kosten, wenn das Fahrzeug geborgen werden muss, weil es nicht abgeschleppt werden kann (z.B. weil innert nützlicher Frist kein Ersatzreifen in der erforderlichen Dimension LT 315/75 R16 verfügbar ist).

Als Panne verstehe ich im Folgenden, wenn das Fahrzeug einer Reparatur bedarf, bevor es selbständig weiterfahren kann.


Um Pannen zu vermeiden, lohnt es sich deshalb,
  • materialschonend zu fahren, damit keine unnötigen Schäden auftreten
  • häufig vorbeugend zu kontrollieren, denn je früher ein Problem erkannt wird, desto einfacher, rascher und billiger ist in der Regel die Lösung. Der Merksatz heisst hier:

    Stop the noise … before it stops you!

Was ist materialschonendes Fahren?

Hier geht es mir vor allem um Reifen und Fahrwerk bei Fahrten im Gelände:
  • Reifendruck dem Gelände und dem Fahrzeuggewicht anpassen
  • Geschwindigkeit dem Reifendruck, dem Gelände und möglichen Begegnungen mit Tieren anpassen
  • Scharfen Steinen, Wurzeln und Holzstücken ausweichen, resp. abbremsen
  • Schwierige Passagen zuerst zu Fuss ablaufen, evt. den Track etwas verbessern; “im Zweifel Gas geben” ist selten ein guter Rat
  • Jede Stunde 5-10 Minuten Marschhalt einlegen (siehe unten)
Überraschende Begegnung — so schnell geht's
(Originalpost)

Speziell bei Fahrten auf groben Pisten oder Wellblech gilt:
  • Reifendruck ca. 1.8 bis 2.1 bar (gemessen bei kalten Reifen)
  • Geschwindigkeit max. 60 bis 80 km/h

Was soll man aber wann kontrollieren?

Hier sind unsere Checklisten (andere Reisende mit anderen Fahrzeugen haben andere Checklisten):

Täglich vor Fahrtantritt:
  • Öl (Stand)
  • Kühlflüssigkeit (Stand)
  • Bremsflüssigkeit (Stand)
  • Scheibenwaschflüssigkeit (Stand)
  • Schläuche und Rohre im Motorenraum (Scheuerstellen, Abrieb, Ölspritzer, Risse, Quetschungen, fester Sitz von Schellen)
  • Antriebsriemen (Straffheit, Risse, Abnutzung)
  • Halterungen (fester Sitz, Risse), z.B. Klimakühler, Motorhaube

Tipp: Normalfüllstände (Kühlflüssigkeit, Bremsflüssigkeit, etc.) mit einem Stift auf dem Expansionsgefäss markieren, sodass Abweichungen leicht ersichtlich sind.


Vor Fahrtantritt und bei jedem Marschhalt: ein Rundgang ums Fahrzeug (“kick the tyres”):
  • Reifen (Druck, Seitenwände, Profilzustand, gleichmässige Abnutzung, keine Reibspuren am Chassis, o.ä.), inkl. Reserverad
  • Blick unters Fahrzeug:
  • ist alles noch dran? (Radmuttern, Kanister, Lampen, Reserverad, Gepäckträger, Antennen, etc.)
  • ist nichts dran, was nicht da sein sollte? (Gras, Äste, Tiere, etc.)
  • hängt nichts runter, was nicht soll?
  • tropft nichts, läuft nichts aus? (Tropfen oder Lachen auf dem Boden)
  • stinkt, raucht nichts?
  • scheppert, streift, quietscht nichts? runder Lauf? (bei laufendem Motor und offener Motorhaube)

Tipp: Grundsätzlich machen wir auf schlechten Strassen ca. jede Stunde Marschhalt. Zum Einen ist danach die Konzentration wieder besser, zum Anderen machen wir den oben beschriebenen Rundgang, damit wir Probleme früh erkennen können. Es ist auch gut, beim Fahren von Zeit zu Zeit einmal das Fenster zu öffnen und auf unerwartete Geräusche zu achten (scheppern, reiben, schleifen, etc.).

Weitere periodische Kontrollen
Dann gibt es noch weitere Kontrollen, die alle paar Tage oder nach langen Etappen durchzuführen sind (man muss ja nicht alle aufs Mal durchführen, sondern heute ein paar, morgen ein paar, usw. bis man wieder vorne beginnt):
  • Licht, Horn (Funktion)
  • Batterie (fester Sitz, Spannung, Säurestand, Anschlüsse fest und nicht korrodiert)
  • Warnleuchten (Funktion: Zündung einschalten ohne Motor zu starten)
  • Separ-Filter (Wasser, Schmutz, feste Partikel; eine Stunde nach dem Tanken)
  • Kupplungsflüssigkeit (Stand)
  • Lenkflüssigkeit (Stand)
  • Hydraulik- und Bremsleitungen (Zustand, keine Lecks)
  • Antriebswellen (kein Spiel)
  • Stossdämpfer (kein Leck; Zustand), Blattfedern, Gummiaugen der Blattfedern (Zustand)
  • Steuerung (kein Spiel)
  • Spurstange (Zustand: nicht verkrümmt)Auspuff (Gummilager, Risse, Löcher)
  • Tanks (fester Sitz, keine Lecks)
  • Bolzen, Muttern, Schrauben (fester Sitz)
  • Türscharniere und -schlösser (kein Spiel)
  • Nummernschild, Lampen, Kotschütze, Gepäckträger, Reserveradträger, Bidonhalter (fester Sitz)

Tipp: Oft hilft es, mit weisser Farbe eine Kontrollmarkierung anzubringen, sodass man optisch sofort sieht, wenn sich z.B. eine Mutter gelöst hat. 



Und schliesslich schreibt auch die Wartungsanleitung noch regelmässige Kontrollen vor, die ich hier nicht im Detail aufführe.


Im Teil 2 sind einige Fälle dokumentiert, wo wir durch regelmässige Kontrollen zukünftige Pannen vermeiden konnten.

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