Mittwoch, 6. Mai 2015

Radmutterstreik

4WD-Reifen halten ganz schön etwas aus, und das von 0.8 bar bis über 3 bar. Doch haben sie eine Achillesferse: die seitliche Reifenwand. Während man ein bis Bleistift-dickes Loch in der Lauffläche relativ einfach und sogar von aussen flicken kann, ist ein Schaden in der Reifenwand — wenn überhaupt —nur von innen zu reparieren.

Wir wussten, dass es auch uns früher oder später einmal ereilen würde. Vor zehn Tage war es so weit. Mit 2 bar Druck und 50 km/h auf einer relativ breiten und guten Schotterpiste. Einer Wellblechpassage nach rechts ausweichend übersah ich den bösen Stecken, der am Wegesrand lauerte. Jeannine sah ihn zu spät, um mich zu warnen. Durch den Schnitt konnte man eine Hand in den Reifen hineinstecken. Der Reifen ist nicht mehr reparierbar.


Der Schuldige (oben, vom Ast abgebrochen), wie im Reifeninnern vorgefunden.
Kugelschreiber zum Grössenvergleich.

Radwechsel ist an und für sich eine Standardroutine, doch wollte sich eine der sechs Radmuttern mit dem Kreuzschlüssel (56 cm) auf partout nicht lösen lassen. Dabei hatte ich nach dem Besuch beim Reifendienst in Melbourne darauf bestanden, dass sie die Radmuttern mit einem definierten Drehmoment anziehen, und hatte zur Überprüfung sogar drei oder vier zufällig ausgewählte Radmuttern mit dem Kreuzschlüssel gelöst und wieder angezogen. Es hat nichts genützt, die Muttern ziehen sich beim Fahren weiter an.

Das Problem des Kreuzschlüssels ist zweifach. Erstens hat er zu kurze Hebel. Und zweitens muss an beiden Hebelarmen denselben Kraftbetrag in entgegengesetzter Richtung ansetzen oder die Drehachse an dem freien Ende stabilisieren. Es reicht nicht, z.B. mit einer Bergegurte am einen Hebelarm zu ziehen; dadurch hebelt man die Nuss von der Radmutter und beschädigt diese.

Nach einer guten Dreiviertelstunde kam mir die rettende Idee, die nun als «Fiskars-Methode» in die Geschichtsbücher eingehen wird … oder auch nicht:


 Jeannine stellte sich aufs Schaufelblatt, ich hob rechts an. Der Rest war, wie gesagt, Routine.


Damit es nicht nochmals passiert, verfügt unser Werkzeugsatz jetzt über einen langen Hebel (1 Meter) mit Gelenk und 27er-Nuss. Den Kreuzschlüssel werde ich verkaufen.

Das neue Werkzeug.
Kreuzschlüssel und Kugelschreiber als Grössenvergleich.


Ersatzschlüssel

Natürlich nimmt man auf eine grössere Reise Ersatzschlüssel für alle Schlösser am Fahrzeug mit. Konkret haben Jeannine und ich je einen eigenen Schlüsselbund mit

  • Zündschlüssel
  • Funksender für Türschlösser
  • Tankschlüssel
  • 3 weiteren Schlüsseln für Wohnaufbau und diverse Vorhängeschlösser.
Am Freitag 13. Februar stellte ich am frühen Nachmittag fest, dass ich meinen Schlüsselbund nicht mehr hatte. Da Jeannine mit ihrem Schlüssel gefahren war, fiel uns der Verlust erst nach zwei Stunden Fahrt auf. Mehrere Tage und viele Telefonanrufe später war klar, dass der Schlüssel endgültig verloren war. In weiser Voraussicht hatte ich noch weitere Ersatzschlüssel dabei, doch blieb uns nur noch ein Zündschlüssel und ein Funksender für die Führerkabine, die sich aber auch mit dem Zündschlüssel verschliessen lässt (wir haben keinen Durchgang zwischen Führerkabine und Wohnaufbau).

Der eine Zündschlüssel wurde plötzlich extrem wertvoll …

Links das Original, in der Mitte der bearbeitete IVECO-Rohling, rechts das Generikum 

Sechs Wochen später konnte ich in der IVECO-Vertretung in Perth einen Rohling für den Zündschlüssel erstehen; $55. Ein Schlüsseldienst in der Nähe schnitt den Rohling nach dem verbleibenden Original für $11, macht $66. Der Schlosser war allerdings skeptisch, ob der Bremach starten würde, denn der IVECO-Rohling verfüge über einen implantierten Chip, den die IVECO-Vertretung programmieren müsse. No worries! — ich wusste, dass der T-Rex den Chip nicht abfragt.

Nach etwas Smalltalk mit dem Schlosser fragte er mich, ob ich jetzt nur diese zwei Schlüssel hätte resp. noch mehr brauche. Ja, eine dritter Zündschlüssel wäre super! Er nahm dazu einen eigenen Rohling und kopierte das Original für $8. So geht das. Auf dem verwendeten Rohling steht übrigens «Made in Italy». Ich hätte $58 und sechs Wochen Wartezeit sparen können, wenn ich gleich zu einem guten Schlüsseldienst gefahren wäre. Für den Funksender haben wir noch keinen Ersatz, den gibt's nur über Bremach.

Um sicher zu sein, dass wir nicht wieder unbemerkt einen Schlüsselbund verlieren und weiterfahren, haben wir den Ersatzschlüsselbund nun aus dem Verkehr gezogen und sicher verstaut. Der Beifahrer hat jetzt nur noch genau einen Schlüssel: den zum Wohnaufbau. Dort könnten wir notfalls auf den Ersatzschlüsselbund zugreifen.